Aus Afghanistan erreichte uns wieder eine mail von Annette Erös. Die Lage im Land ist unverändert kritisch. Durch den Krieg in der Ukraine gerät Afghanistan ein wenig aus dem Fokus.

Der Eine Welt Verein hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, Dr. Erös und seine Frau für das Frühjahr 2023 zu einem Vortrag einzuladen.

Hier die Email im Wortlaut:

„liebe freunde der kinderhilfe afghanistan,

Das mediale und politische interesse hat sich – verständlicherweise – seit drei wochen auf den krieg der russischen armee in der UKRAINE verlagert.

Das land liegt vor unserer haustür, stündlich erreichen uns dramatische bilder und mittlerweile kommen täglich tausende flüchtlinge – vor allem mütter mit ihren kindern – zu uns.

Mein mann und ich erinnern uns an den angriff der damals sowjetischen armee, die im winter 1979 mit 120.000 soldaten ebenfalls ein land – AFGHANISTAN – überfallen habt,

dort 10 jahre einen brutalen krieg mit mehr als 1 million toter afghanen und ca. 5 millionen flüchtlingen geführt haben.

Für uns war es der beginn unseres engagements am HINDUKUSH:

Wir haben unsere zelte in Deutschland abgebrochen und sind mit unseren 4 minderjährigen buben ans pakistanisch-afghanische grenzgebiet umgezogen.

Ich habe ein schule für afghanische flüchtlingskinder gegründet und geleitet, an der auch die drei älteren unser kinder unterrichtet wurden.

Mein mann arbeitet unter schwierigen bedingungen im kriegsgebiet und versorgte in den bergdörfern von OST-AFGHANISTAN die zivilbevölkerung.

1989, nach 10 jahren musste die sowjetarmee mit ca. 20.000 gefallenen und mehr als 100.000 verwundeten soldaten geschlagen abziehen;

2 jahre später implodierten das SOWJETREICH und der Warschauer Pakt, der vasallenstaat DDR löste sich auf

und DEUTSCHLAND wurde wiedervereint. wir kehrten nach DEUTSCHLAND zurück.

Heute, 36 jahre später,  muss das schicksal der afghanischen kinder und frauen, die in den vergangenen monaten zu zehntausenden erfroren und verhungert sind,

anscheinend in politik und medien hintanstehn.

Nicht für uns: wir haben seit einbruch des winters mehr als 100.000 lebensmittelpakete an arme familien und behinderte menschen verteilt, tausende mütter mit säuglingsnahrung versorgt

und vor allem mädchen mit winterfester kleidung ausgestattet.

Am 08. märz wurde weltweit der WELTFRAUENTAG  gefeiert. im regime der taliban allerdings kein festtag.

Anders in unseren projekten: wir haben an diesem tag all unser weiblichen mitarbeiter – lehrerinnen, ärztinnen, krankenschwestern, hebammen etc.- eingeladen, diesen tag mit uns zu feiern.

weit über 200 kamen zum festakt in die aula der BIBI-HAWA-mädchenschule. Die direktorin der schule und eine junge lehrerin hielten eine „flammende“ rede,

in der sie die bedeutung der afghanischen frauen für den aufbau des landes – gerade unter den neuen bedingungen – betonten und sich bei der Kinderhilfe Afghanistan für die unterstützung hierbei bedankten.

Wir haben den ja meist müttern ein zusätzliches monatsgehalt zukommen lassen und sie dringend gebeten, ihre arbeit fortzusetzen.

Dank Ihrer großartigen und anhaltenden unterstützung konnten wir in den vergangenen monaten auch all unsere projekte ungestört fortsetzen.

wir hoffen, dies auch in zukunft leisten zu können.
Alles Gute, bleiben Sie auch im Neuen Jahr gesund und uns weiterhin verbunden.
herzlicher Gruß
Annette Erös“